Yangon: Im goldenen Glanz der Shwedagon Pagode

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Ankunft in Yangon

Nach zwei Zwischenstopps landeten wir endlich in Yangon. Dann stand uns die Einreiseprozedur bevor. Bereits nach wenigen Schritten befanden wir uns in der Eingangshalle des Terminals und trafen dort auf eine riesige Menschenmasse, die sich nur sehr, sehr langsam in Richtung Einreiseschalter bewegte. In mehreren Reihen, getrennt nach Einheimischen, ASEAN, Diplomaten und Touristen, standen die Wartenden an. Wir waren offensichtlich mit einigen großen Fliegern gleichzeitig gelandet – oder es waren einfach zu wenig Schalter besetzt.

Letztendlich war es die Kombination aus beidem und wir kämpften uns in irgendetwas zwischen 1,5 und 2 Stunden die knapp 20 Meter zum Schalter nach vorne. In der Zwischenzeit muss unserem Koffer bereits schwindelig geworden sein, denn dieser fuhr einsam seine Runden auf dem Gepäckband. Auf einmal ging es deutlich schneller voran. Die Diplomatenreihe wurde nun auch für Touristen geöffnet. Doch die schnellere Prozedur führte zum Stau beim Weg aus dem Terminal, denn natürlich mussten alle Gepäckstücke nochmal gescannt werden. Mit „Pumuckl“ unterschrieb ich die Zollerklärung, die sowieso niemand einem Koffer zuordnen kann.

Noch im Terminal gab es einen Taxischalter und für die nächste Stunde ging es für 8 USD per stop and go Richtung Hotel in Downtown. Dort angekommen fielen wir erstmal in die Laken.

yangon tipps

Die ersten Stunden in Yangon

Am Abend traf mein Bruder mit seiner Frau ein und wir zogen um die Häuser. An einer Garküche am Straßenrand genossen wir das erste Abendessen: Reis, Hühnchen und etliche kleine Schälchen. Der erste Eindruck: ziemlich scharf, aber lecker. Wir zogen weiter durch die hektischen Straßen und vorbei an dunklen Häuserschluchten. Einzelne Häuserreihen trennten wenige Meter – kaum ausreichend, um Licht durchzulassen und dieser Platz wird vorrangig als Müllablage genutzt. Wir liefen durch Straßen nahe des Yangon River und durch Chinatown und kehrten nach zwei Stunden zurück ins Hotel.

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Yangon Circle Line: einmal rund um die Stadt

Wir liefen und liefen und erreichten irgendwann den Bahnhof. Und wir hatten Glück: In nur knapp einer halben Stunde sollte der letzte Circle Line Zug einmal Yangon umrunden. Der Preis von 1.000 MMK (Kyat, ausgesprochen Tschät) pro Nase schien gut investiert.

circle line yangon

Der Zug rollte in den Bahnhof ein und wir nahmen Platz auf den Plastiksitzen. Vorbei an Slums, Müll, Klöstern, Villen, bis fast an die Gleisen reichenden Märkten, Reisfeldern, Seen, Wasserbüffeln, Ziegen, Schweinen, Enten, Kühen und goldenen Pagoden tuckerten wir innerhalb von drei Stunden von Bahnhof zu Bahnhof. Der Zug wird von den Einheimischen auch zum Transport von Obst und Gemüse genutzt. Im wieder warfen sie mehrere Meter vor dem nächsten Bahnhof ihre mit Reis oder Gemüse gefüllten Säcke auf das Gleisbett. Aufgrund der eher mäßigen Geschwindigkeit des Zuges blieb alles unversehrt.

Im Zug waren wir die Attraktion für die Einheimischen und ich betätigte ich mich als ihr Unterhalter. So surfte ich auf der Türschwelle (klingt angesichts der Geschwindigkeit verwegener als es war ;)) und lief bei einem Stopp aus der einen Tür und kam durch die nächste wieder ins Abteil gesprungen. Die Locals hatten ihren Spaß mit uns. Auch als wir einer Essensverkäuferin noch eine kleine Speise abkauften; irgendwas Tofu-artiges in sehr scharfer Soße.

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{Fazit}: Wenn ihr die Zeit findet, den Zug zu nehmen und mit der Circle Line Yangon zu umrunden: macht es! Es ist zwar nicht sonderlich bequem, aber nach wenigen Stopps könnt ihr erahnen, wie die Myanmaren außerhalb des Stadtkerns leben.

Der liegende Buddha in der Chauk Htat Gyi Pagode

Am Vormittag nahmen wir von Downtown Yangon ein Taxi (3.000 MMK) zum liegenden Buddha in der Chauk Htat Gyi Pagode. Der 72m lange und eingezäunte liegende Buddha zählt zu den größten Buddhafiguren Myanmars. Er ist beeindruckend mit seinen roten Nägeln, roten Lippen, blau geschminkten Augen, dem goldenen Kopfschmuck und seinem gold-orangenen Gewand, welches mit einer Bordüre aus Silbersteinen verziert ist. Seine Fußsohlen zieren rot-goldene Symbole.

Die Stimmung in der Halle war sehr angenehm und so verweilten wir noch etwas, um den Buddhisten und Mönchen beim Beten zuzuschauen und ein müdes Kätzchen auf dem Teppich zu streicheln.

Durch die Zimmer der Mönche

Vor der Pagode trafen wir dann einen Mönch, der uns erfreut auf unsere Longyis ansprach. So kamen wir mit ihm ins Gespräch und er nahm uns mit in sein Kloster, welches in unmittelbarer Nähe lag. Sein Mönchsname ist Sandima und zusammen mit einem ranghohen Mönch und drei Helfern wohnt er in einem kleinen Haus auf dem Pagodengelände. Er bat uns herein und so nahmen wir im großen kargen Eingangsbereich Platz, der die Sicht auf einen goldenen Buddha-Schrein in einem Extra-Raum hinter einer Verglasung freigab. Sandima hatte früher für eine Reiseagentur gearbeitet und lebt nun seit einigen Jahren im Kloster.

Wir waren neugierig und da wir schon mal da waren, wollten wir uns auch ansehen, wie die Mönche hier schlafen und leben. Vorsichtig fragten wir, ob es möglich wäre, auch noch die anderen Räume des Hauses zu sehen. Dies war kein Problem und so wurden wir durch weitere Räume geführt. Alles ist sehr karg und einfach eingerichtet. In der Küche stapelt sich Brennholz, welches die Helfer zusammentragen. Die Kochstelle ist sehr ursprünglich und einfach gehalten und überall liegen Schüsseln rum. In dem Haus selbst gibt es keine Toilette, die befindet sich im Garten.

Sandima erzählte uns, dass er noch 1,5 Jahre im Kloster bleiben und danach entscheiden möchte, ob er für immer bleibt. Auf dem Weg zum Meditationszentrum zeigte er uns eine kleine Ecke, in der verschiedene Nats dargestellt sind. Nats sind übernatürliche Wesen und Geister, die in Myanmar hoch verehrt werden.

Im Meditationszentrum

Danach gingen wir weiter und erreichten nach ungefähr zehn Minuten das Meditationszentrum. Im ersten Meditationsraum saßen nur Nonnen und Buddhistinnen, welche gemäß der Kleiderordnung einen braunen Longyi, eine weiße Bluse und einen braunen Schal trugen. Im zweiten meditierten nur Buddhisten und Mönche. Wir versuchten auch, eine entsprechende Sitzhaltung einzunehmen und zehn Minuten zu meditieren, aber daran müssen wir noch arbeiten. Danach gaben wir Sandima eine Spende und machten uns auf den Weg zurück zum Hotel.

Auf dem Bogyoke Market

Zweimal verschlug es uns zum Bogyoke Market: Einmal am Tag nach unserer Ankunft in Yangon, und auch am vorletzten Tag unserer Reise machten wir uns nochmals auf den Weg zur Markthalle mit ihren vielen kleinen Händlern. Nachdem wir bereits beim ersten Mal beim Betreten des kleinen Essensbereichs im westlichen Teil des Marktes von einigen Damen fast mit den Menükarten „erschlagen“ wurden, wussten wir dieses Mal, worauf wir uns vorbereiten mussten.

Nach einer kleinen Stärkung warfen wir uns ins Getümmel von Textilien, Schmuck und Lackwaren. Wir waren vor allem deshalb zurückgekommen, um einen der Longyis nochmals kürzen zu lassen und gegebenenfalls noch einen weiteren für mich zu kaufen. Wir suchten nach dem Stand, an dem wir bei unserem ersten Stopp im Bogyoke Market unsere Longyis gekauft hatten und fanden ihn schließlich.

bogyoke market

Es ist gar nicht so einfach, im Getümmel den Überblick zu behalten. Die feilgebotenen Waren sind sehr ähnlich und auch vom Aufbau gleichen sich die einzelnen Hallen sehr stark. Zwar gibt es in einzelnen Ecken z.B. besonders viel Schmuck oder eben Stoffe, aber einen ganz bestimmten Stand zu finden, stellte sich für uns als gar nicht so einfach heraus.

thanaka

Während unserer Reise probierten wir gerne lokale Eigenheiten aus: So hatten wir uns auf dem Markt bei unserem ersten Besuch mit Thanaka ausgestattet. Zwar haben wir irgendwo gelesen, dass sich Einheimische über Reisende in Longyi und mit Thanaka im Gesicht lustig machen, wir empfanden das Lächeln und die Fotoanfragen aber genau als das Gegenteil :)

Ein Spaziergang durch das koloniale Yangon

Nach dem Besuch des Bogyoke Market machten wir uns auf den Weg in Richtung Yangon Fluss. Nachdem wir es bisher verpasst hatten, die Gegend um die Sule Pagode genauer in Augenschein zu nehmen, sollte es heute für uns soweit sein. Zwar hatten wir in unseren Reiseführern eine empfohlene Route für die Tour durch das koloniale Yangon gefunden, doch wir wollten uns nur grob an dieser Route orientieren und unseren eigenen Weg finden.

Nördlich der Sule Pagode

Nach einer wohltuenden Kaffeepause im Ban Boon, liefen wir am Sri Kamichi Hindu Temple vorbei und bogen in die Bo Sun Pat Street ein. Die Straße ist absolut sehenswert, denn hier wechseln sich türkisfarbene, hellblaue und ockerfarbene koloniale Häuserfassaden ab, die zusammen mit all den Satellitenschüsseln, Antennen, Klimaanlagen, auf kleinen Balkons trocknender Wäsche und Holzfensterläden ein charmantes Potpourri ergeben.

koloniales yangon

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Unser Weg führte uns dann auf die Sule Pagoda Rd, auf der wir nördlich der Sule Pagode und hinter den vielen Garküchen einen kurzen Stopp im King, einem kleinen Dumpling-Lokal, einlegten. Eine sehr günstige (500 MMK pro Dumpling) und leckere Entscheidung.

Im Maha Bandoola Garden

Nachdem die Sule Pagode umrundet und eine Stippvisite bei einem im Auto sitzenden Wahrsager beendet war, betraten wir den hübschen Maha Bandoola Garden. Dort setzten wir uns hinter eines der vielen kleinen Bäumchen ins Gras und beobachteten das Geschehen. Der Park scheint ein beliebter Ort für frischverliebte Pärchen zu sein, die sich hinter den Bäumchen aneinander kuscheln und für Teenager, die sich zum großen Teil westlich kleiden und das schöne Ambiente des Parks als Hintergrund für allerlei Selfies nutzen.

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Da wir als westliche Reisende eher in der Unterzahl waren, blieben wir nicht lange unbemerkt. Von allen Seiten zogen wir die Aufmerksamkeit auf uns und eine Gruppe Kinder bezog uns in ihr Fußballspiel ein. Was den Anschein eines Schlusspfiffes hatte, entpuppte sich als Aufforderung von offizieller Stelle, dass alle Besucher den Park (gegen 18:00 Uhr) bitte verlassen sollten. Ein Einheimischer erklärte uns, dass der Park aus Angst vor Krawallen und Randalierern täglich bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen wird.

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Am Yangon River

Vom Park aus gingen wir weiter in südliche Richtung, vorbei am Gericht und weiteren hübschen Gebäuden aus der Kolonialzeit Richtung Yangon River. Nachdem wir bereits an vielen Stellen über das The Strand Hotel gelesen hatten, wollten wir uns auch noch dieses Gebäude anschauen.

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Die märchenhafte Shwedagon Pagode

Yangon war der Start- und Endpunkt unserer Reise. Da es uns dort zuerst nicht so gefallen hatte, wollten wir zum Ende unserer Reise lieber kürzer als länger in dem Moloch bleiben. Nachdem wir zu Beginn unserer Reise im Bahosi Komplex unser Zimmer genommen hatten (von der Umgebung absolut nicht ansprechend), quartierten wir uns dieses Mal etwas nördlich der Shwedagon Pagode ein.

Über den nördlichen Aufgang zur Shwedagon Pagode

Bereits bei unserem ersten Stopp in Yangon steuerten wir im Anschluss an die Fahrt mit der Circle Line zur Abendstunde die Shwedagon Pagode an. Jetzt wollten wir die Pagode nochmals zur Tageszeit besichtigen und machten uns zu Fuß auf den Weg. Nachdem wir beim ersten Mal vom Taxi an einem der Aufzüge herausgelassen wurden, nahmen wir dieses Mal den nördlichen Aufgang zur Pagode.

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„Da tauchte ein goldenes Mysterium am Horizont auf, ein funkelndes, großartiges Wunder, das in der Sonne glänzte … „Das ist die alte Shwedagon-Pagode“, sagte mein Gefährte. Und die goldene Kuppel sagte zu mir: Das hier ist Birma, ein Land, das anders ist als alle anderen, die du kennst.“ (Rudyard Kipling, Briefe aus dem Orient, 1898)

shwedagon pagode

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Ohne Ticket unterwegs

Wie gewöhnlich hieß es, Schuhe ausziehen. Aber irgendwie fragte uns dieses Mal niemand nach einem Ticket (8.000 MMK pro Person). Wir wunderten uns zwar etwas, aber eine Kasse war an diesem Aufgang nicht auszumachen und außer uns hielten sich keine westlichen Reisenden in der Nähe auf. Zwar konnte man unser fehlendes Ticket an dem nicht vorhandenen Sticker auf unserem Oberkörper feststellen, doch so wirklich interessierte es niemanden.

In der Friday Corner dem Geburts-Wochentag huldigen

So gerne ich barfuß laufe, eine Sache störte mich dann doch: Dunkle, aufgeheizte Fliesen. Zum Glück sind diese auf dem Gelände der Shwedagon Pagode rar gesät, aber es gibt sie doch. Gemächlich umrundeten wir die (zu Renovierungszwecken verkleidete) Pagode, setzten uns und wurden von den einheimischen Besuchern angelächelt. Nachdem wir die Pagode bisher nur aus der Abendstunde kannten, waren wir sehr froh, nochmals bei Tageslicht dort gewesen zu sein und unserem Geburstags-Wochentag gehuldigt zu haben.

friday corner

Von der Shwedagon Pagode zum Kandawgyi Park

Nachdem wir die Pagode verlassen hatten, umrundeten wir die Anhöhe und liefen entlang des östlichen Aufgangs in Richtung Kandawgyi Park. Nicht, dass der Park irgendetwas Spektakuläres versprechen und halten sollte, aber wir hatten noch gut zwei Stunden bis zur Abfahrt Richtung Flughafen und ein bisschen im Park die Zeit zu vertreiben, klang nach einem guten Plan.

Entlang der Gyar Tawya Street reihten sich mehrere Essensstände aneinander und wir genossen noch eine gute und günstige Kokosnuss (500 MMK), bevor wir es uns am Ufer des Kandawgyi Sees gemütlich machten. Dort konnten wir viele verliebte Pärchen sehen, die sich eng umschlungen hinter Sonnenschirmen schüchtern in die Augen schauten oder sich zärtlich die Haare streichelten.

Über Kathleen

Kathleen ist Weltenbummlerin. Schon als Kind hat sie davon geträumt, die Welt zu bereisen. Diesen Traum setzt sie seit Jahren in die Wirklichkeit um und berichtet hier auf dem Reiseblog Travelcats von ihren Erfahrungen und Eindrücken.

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